Foto: "Stolperstein" in Stuttgart-Feuerbach für Klara Vetter, die in der Heilanstalt Winnental in Winnenden 1943 ermordet wurde (Quelle: Wikimedia Commons)
Unsere Fraktion hat im Verwaltungsausschuss (AVW) gerne der Verlegung eines „Stolpersteines“ für die 1901 in Plochingen geborene und zuletzt in der Tannenstraße 50 lebende Gretchen Mayer zugestimmt. Diese war seit 1924 an einer schweren Schizophrenie erkrankt; mehrere längere Aufenthalte in Kliniken in Göppingen, Tübingen und Winnenden brachten keine Erfolge. Auf Grund der unheilbaren Schizophrenie wäre sie bei der „Aktion T4“ 1940/41 mit Sicherheit in eine der Tötungsanstalten (insbesondere Grafeneck, Hadamar) verbracht und ermordet worden. In dieser Zeit war sie jedoch zuhause in Plochingen. Am 30.9.1941 kam sie wieder in die Heilanstalt Winnental in Winnenden und starb völlig überraschend schon in der folgenden Nacht: nach „offizieller“ Angabe an einer „Erkrankung der Kreislauforgane“. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde sie ein Opfer der „dezentralen Euthanasie“, der zwischen Sommer 1941 und Kriegsende zehntausende Patient*innen der Heilanstalten in Deutschland zum Opfer fielen, viele auf Grund von Vernachlässigung, Unterernährung oder durch überdosierte Medikamente. Zu dieser dezentralen Euthanasie gibt es erst zu einigen Heilanstalten umfassende Untersuchungen, noch nicht zu Winnenden. Dennoch sprechen mehrere Indizien eine klare Sprache. Auch war die Familie von Gretchen Mayer sofort überzeugt, dass das kein „normaler“ Todesfall war. „Stolpersteine“ erinnern in Deutschland und in anderen Ländern an inzwischen etwa 80.000 Opfer der NS-Zeit.
(Beitrag der SPD-Fraktion in den "Plochinger Nachrichten" in KW 30/2021)