Nur die Veränderung kann bestehendes Leben garantieren....
Am Dienstag, 20.11.2018 fand im Rathaus Altbach eine öffentliche Gemeinderatssitzung statt, in deren Rahmen Dr. Hans-Dieter Reeker als ehrenamtlicher Gemeinderat und Fraktionsvorsitzender der SPD-Gemeinderatsfraktion verabschiedet wurde und Jochen Beutel als sein Nachfolger ins Amt eingeführt worden ist.
Die Gemeinderäte waren vollzählig, der Landtagsabgeordnete Andreas Kenner, Altbürgermeister Benignus und viele interessierte Bürger sowie Weggefährten von Dr. Hans-Dieter Reeker hatten sich im Sitzungssaal versammelt.
Bürgermeister Funk eröffnete die Sitzung und rief die Tagesordnung auf. Bürgerfragestunde, Stellenausschreibung und die Vorstellung der Betreiber der Buslinie 114, die durch Altbach führt, standen auf der Tagesordnung. Es war bezeichnend für kommunalpolitische Prozesse, daß ein Thema auf der Tagesordnung stand, das Dr. Reeker seit Beginn seines Engagements beschäftigt hat. Er war es, der als junger Gemeinderat den Bus von Plochingen nach Esslingen, damals betrieben von der Deutschen Bahn, in Altbach „zum Halten“ brachte. Mit vielen Briefen an die Deutsche Bahn hatte er dies erreicht. Heute ist die Buslinie nicht mehr wegzudenken. In der Kommunalpolitik braucht es oft einen langen Atem, um Veränderungen zu erreichen oder Verbesserungen zu bewahren.
Schließlich wurde der wichtigste Punkt der Tagesordnung aufgerufen, die Verabschiedung von Dr. Reeker aus dem Gemeinderat. Bürgermeister Funk würdigte das Engagement von Dr. Reeker, der von 1971 an mit einer Unterbrechung von drei Wahlperiode bis 20.11.2018 Gemeinderat war. Reeker hatte zeitweilig auch das Amt des zweiten Stellvertretenden Bürgermeisters inne und war seit 1999 Fraktionsvorsitzender der SPD-Fraktion. Funk charakterisierte Dr. Reeker als „Akademiker, der sich trotzdem verständlich ausdrücken“ kann und lobte seine Arbeitsweise als sachorientiert, nüchtern und ausgewogen. Es war für Dr. Reeker selbstverständlich seine Arbeit als Wirken zum Wohl der Allgemeinheit zu verstehen und er hat sich gern in Themen eingearbeitet, die grundlegend für die Bürger in Altbach waren. Z.B. den Erhalt der Selbständigkeit der Gemeinde durch Gründung des Gemeindeverwaltungsverbandes mit Plochingen und Deizisau. Abwehr von Fluglärm, bessere Begehbarkeit des S-Bahn-Anschlußes durch den People-Mover, Veränderungen im Bestattungswesen, Verbesserung der Kinderbetreuung durch das Kinderhaus Vogelwiesen und Anpassung der Schulen an die Ganztags-Betreuung. Es gab natürlich noch viel mehr, was in der Gemeinde regelmäßig bearbeitet und entschieden werden mußte. Doch der Bürgermeister wollte die Aufzählung nicht ausufern lassen. Er erläuterte noch, daß Dr. Reeker die höchste Auszeichnung der Gemeinde, die Bürgermedaille in Gold bereits vor zwei Jahren erhalten hat, deshalb hat sich die Gemeinde aktuell für ein anderes Geschenk entschieden. Frau Reeker erhielt für Verständnis und Unterstützung ihres Mannes lobende Worte und einen Blumenstrauß.
Andrea Barth, die Dr. Reeker im Fraktionsvorsitz folgen wird, sprach davon, daß mit diesem Abschied eine Ära zu Ende gehe und die Fraktion ihn nur ungern verliere. Sie betonte, daß Dr. Reeker als Sozialdemokrat sich von politischen Grundwerten leiten ließ und er stets z.B. für faire Elternbeiträge plädiert hat und sozialverträgliches Handeln seine Entscheidungen und Beiträge bestimmte. Die Fraktion machte ihm ebenfalls ein Geschenk, einen Gutschein für einen Ausflug zur Gartenschau nach Heilbronn im nächsten Jahr. Natürlich wollen die Fraktionsmitglieder dann alle dabei sein.
Danach sprach der Abschiednehmende selbst. Er bedankte sich bei seinen Vorrednern und – ganz Studiendirektor – er hörte bei seinen Vorrednern eine gute Note für sich und seine Arbeit heraus. Sein Entschluß das Engagement als Gemeinderat zu beenden, sei nicht überstürzt getroffen worden, er sei auch nicht krank und er hätte auch nicht das Interesse daran verloren. Er wollte so aufhören, daß ein Nachfolger die Möglichkeit hat sich in der laufenden Wahlperiode einzuarbeiten und die Option sich zur Wiederwahl aufstellen zu lassen. Dr. Reeker meinte, es sei in der Kommunalpolitik nie alles abgearbeitet und es bleibe immer spannend. Er wünschte sich, daß die Gemeinde den Bach in der Bachstraße wieder zum Sprudeln bringt und als Leitmotto für gesellschaftliches und politisches Handeln zitierte er einen Schweizer Sozialisten, Peter Bichsel: „Nur Veränderung kann bestehendes Leben garantieren und die Arbeit wird eine dauernde sein. Es kann nicht möglich sein, einen Idealzustand zu erreichen, die Fakten werden uns stets voraus sein, und es bleibt uns nichts anderes übrig, als hinter ihnen her unterwegs zu bleiben.“
Den Abschluß des Abends bildete die Verpflichtung des neuen Gemeinderats, Jochen Beutel, selbständiger Handwerker, wir wünschen ihm für sein Engagement viel Erfolg und gutes Gelingen.
gez. Sylvia Neuschl-Marzahn